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Vorwort von dr.Erika Patka

Erika Patka
Keramische Skulpturen

Zehn Künstlerpersönlichkeiten aus Österreich geben einen breit gefächerten Überblick über die Möglichkeiten von Form und Inhalt keramischen Schaffens, indem sie einen weiten Bogen spannen von der figurativen Darstellung bis hin zur Abstraktion.
Gundi Dietz schafft Wesen von undefinierbarem Geschlecht, in sich ruhend, mit geschlossenen Augen nach innen horchend. Sie scheinen in einem träumerischen Zustand zu schweben, der den Betrachter dennoch in Spannung versetzt. Oft geben nur ihre Hände ein sanftes Zeichen der Verständigung.
Auch Ucki Kossdorff wählt die menschliche Figur zum zentralen Thema, die sie reliefartig in den Steinzeugton hinein arbeitet: „Back to the Stone“, die sie in markanten Linien kraftvoll einzeichnet, oder die sie in starker Verdichtung auf archaisch anmutende Grundformen komprimiert und reduziert.
Silvia Ortlieb legt ephemere, schattenhafte Gestalten in fahlen schwärzlichen Tönen auf düsteren, stark krakelierten Grund. Menschen, die Verlorenheit signalisieren.
Männer ohne erkennbares Gesicht, die wie Taucher oder Astronauten durch außerirdische Gefielde schreiten. Ebenso geheimnisvoll erscheint die Arbeit „Die Steine sprechen“.
Rosemarie Benedikt sucht das Wesen der Tiere zu erkunden, indem sie Katzen, Fische oder immer wieder Nasenbären zueinander in Beziehung bringt. Formal auf schlichteste Form reduziert, doch mit farblichen Akzenten besetzt erscheinen sie einzeln, in Gruppen oder in zahlloser Addition zu Wandungen wie zu Gefäßen verdichtet.
Peter Weihs arbeitet intensiv mit der Farbe. Wie in seiner Malerei sind auch in den Skulpturen die einzelnen Flächen monochrom oder etwa mit starkem Streif exakt voneinander abgegrenzt. Was auf dem Bild wie ein lustvolles Puzzle sich scheinbar bewegt, das erstarrt in der Dreidimensionalität in geometrisierendem Volumen.
Wenn Christa Zeitlhofer die Mathematik zur Keramik in Beziehung setzt, entnimmt sie der Geometrie die Form der Ellipse (bzw. das Elliptoid) als konstruktives Element. Es entstehen Assoziationen zur Sonne, zu Erde oder Mond in ihrer Bewegung durch kosmische Kräfte, wobei die Flächen in Rot –Schwarz – Gold dies machtvoll unterstreichen.
Innerlichkeit, zarte, fließende Übergänge zeichnen dagegen die Farbgestaltungen von Gudrun Kainz aus. „Seelenhäute“ nennt sie eine Reihe von feinen Porzellantafeln, die sich verdunkelnd, dann wieder in helleren Tönen die Stimmungen und Befindlichkeiten, die Schwingungen einer Seele wiedergeben, gestaltet von einer Künstlerin, bei der auch die Musik eine wichtige Rolle spielt.
Bei Ef Ablinger finden sich ähnlichen Schwingungen, allerdings allein hervorgerufen durch die filigrane Zartheit der leicht schwankenden Porzellan-Stelen, die aus kleinsten beweglichen Gliedern aufgebaut sind. Die Farbe ist hier einem flimmernden Weiß gewichen, das - vom Licht umspielt - lebendig wird und zu strahlen beginnt.
Mit der gegenteiligen Problematik eines Zerfallsprozesses, mit Erosion und Verstörung setzt sich Walter Meissl auseinander. Es mag seine Sicht als philosophisch geschulter Künstler sein, „Korrodierende Architektur“ als eine Momentaufnahme des Gestaltverlusts im „Rhythmus der verfallenden Zeit“ zu thematisieren.
Wenn dagegen Constance Ferdiny-Hoedmakers Tonblöcke durch Drücken oder Quetschen verformt, so folgt sie damit künstlerischer Neugier. Das Experiment dient ihr als Dialog mit dem Material, dessen Reaktionen sie erforschen will. Wenn dieses Wechselspiel Formen zustande bringt, welche die Verfasserin an Brancusis „Kuss“ erinnern, so möge ihr das gestattet sein.


 
29.04.2024 - 21:50